Evidenzbasierte Abwägungen in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik

Im Oktober 2025 war ich in Nagasaki, Japan beim Weltkongress der „Internationalen Ärzt*innen gegen den Atomkrieg – Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V.“ – IPPNW. Dort habe ich ein Poster zur evidenzbasierten Abwägung in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik vorgestellt.

Das Poster stellt die Frage, wie Strategien in Verteidigungs- und Sicherheitspolitik bewertet werden sollten – und argumentiert für einen konsequent evidenzbasierten Ansatz. Im Mittelpunkt steht das Burden of Disease-Modell, das gesundheitliche Belastungen nicht nur anhand von Todesfällen, sondern auch durch verlorene gesunde Lebensjahre (DALYs) messbar macht. Auf dieser Basis zeigt das Poster, dass Kriege enorme Gesundheitsverluste verursachen, während Investitionen in Gesundheitssysteme nachweislich Gewinne an Lebensqualität erzeugen. Gleichzeitig trifft zu: Jeder Euro für militärische Aufrüstung verringert zugleich den Spielraum für sozial- und gesundheitspolitische Maßnahmen.

Um die tatsächlichen Folgen von Kriegen sichtbar zu machen, präsentiert das Poster das 12-D-Framework (Jayasinghe, 2024). Es erweitert die gängigen Betrachtungen von Gewaltkonflikten deutlich. Neben Tod und Verletzung werden soziale, ökologische und langfristige gesundheitliche Schäden einbezogen: von Flucht und Vertreibung über zerstörte Infrastruktur bis hin zu Umweltzerstörung, Entwicklungsrückschritten oder psychischen Erkrankungen. Der Ansatz macht klar, dass die Auswirkungen von Krieg weit über die unmittelbaren Opferzahlen hinausreichen und ganze Gesellschaften treffen.

Das Poster betont zudem die Rolle von Gesundheitsberufen. Ärztinnen und Ärzte, Forschende und Fachkräfte im Gesundheitswesen verfügen über die Expertise, gesundheitliche Gesamtrisiken einzuordnen. Ihr Beitrag ist entscheidend, um Sicherheitspolitik stärker am Schutz von Leben und Lebensperspektiven auszurichten, statt an rein militärischen Kennzahlen.

Abschließend fordert das Poster, sicherheitspolitische Entscheidungen systematisch danach zu beurteilen, welchen Nutzen sie für Menschen und Gesellschaften bringen. Nur durch sektorübergreifende Analysen und die Einbeziehung belastbarer Daten – etwa der DALYs – können politische Prioritäten so gesetzt werden, dass sie langfristig Frieden, Gesundheit und menschliche Sicherheit fördern.

 

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